Jeder Examenskandidat kann ein Lied davon singen: Je näher das Examen rückt, desto größer der Druck.
Aber hast Du Dir schon einmal Gedanken gemacht, wie sich dieser Stress auf Deine Leistung auswirkt? Lernst Du unter dem Examensdruck effektiver, schläfst besser, hast mehr Energie und powerst in den Klausuren richtig los? Oder bist Du nervös, verspannt, müde und überarbeitet, so dass Du am Ende hinter Deinen Möglichkeiten zurückbleibst?
In Fällen extremer Prüfungsangst leuchtet der Effekt des Examensdrucks jedem sofort ein. Wer in der Klausur vor Angst fast ohnmächtig wird, der kann kein gutes Examen schreiben…
Aber: Die psychische Verfassung von Examenskandidaten spielt auch abseits solcher Extremfälle eine wichtige Rolle. Jeder profitiert im Examen von einem gesunden Selbstvertrauen und mentaler Stärke.
Für den Profisport haben wir diese Tatsache längst akzeptiert:
Wenn ein Fußballer im WM-Finale einen Elfmeter verzieht, sprechen alle sofort davon, dass mit ihm die Nerven durchgegangen sind.
Und die Fußballer stehen damit nicht alleine. In fast allen Bereichen des Profisports ist psychologische Leistungsoptimierung gang und gäbe, zum Beispiel beim Schwimmen, Tennis, in der Leichtathletik oder im Golf.
Genauso übrigens auch bei Top-Führungskräften, Geiselbefreiungseinheiten und Astronauten.
Top-Performer, Menschen, die Spitzenleistungen unter hohem Druck erbringen, wissen, dass ihre mentale Stärke den entscheidenden Unterschied machen kann. Sie stellen sich auf ihre Herausforderungen deshalb auch mit psychologischem Training ein.
Leider sind diese modernen Trainingsmethoden bei uns Juristen zum größten Teil noch nicht angekommen. Die Examensvorbereitung hat sich in den letzten Jahrzehnten trotz vieler erfolgspsychologischer Erkenntnisse fast überhaupt nicht verändert.
Stattdessen wird uns weiterhin suggeriert, die Antwort gegen den Druck sei einfach, immer noch mehr Jura zu lernen. Egal ob wir jetzt schon von morgens bis abends in der Bib sitzen. Egal, ob Wochenenden für uns ohnehin nur die Tage sind, an denen die Mensa geschlossen hat. Das Patentrezept der Juristen: Wenn Du an Deinen Fähigkeiten zweifelst und von Deinen Klausurergebnissen enttäuscht bist, musst du einfach NOCH mehr lernen.
Dabei ist es eben gerade nicht so einfach. Mehr Lernen ist für die Examensvorbereitung nicht immer die richtige Antwort – genauso wenig wie für einen Fußballspieler weiteres Schusstraining die richtige Lösung ist, wenn er unter dem Druck des WM-Finales einen Elfmeter verschießt. Höchste Zeit, dass auch wir Juristen anfangen, uns mit unserem Kopf zu beschäftigen und unsere bestmögliche Leistung zu erbringen, wenn es darauf ankommt.
Versteh uns nicht falsch. Ohne das juristische Wissen im Gepäck helfen Dir mehr Selbstvertrauen und die richtige innere Einstellung nicht weiter. Aber das juristische Wissen ist eben nicht alles. Insbesondere dann nicht, wenn Du sowieso schon fast jeden Tag lernst.
Die BWLer nennen das – in einem etwas anderen Zusammenhang – „abnehmenden Grenznutzen“. Das bedeutet so viel wie:
Je mehr Du ab einem gewissen Wissenstand lernst, desto weniger bringt es.
Zu Beginn machst Du noch große Fortschritte, doch irgendwann flacht der Lerneffekt stark ab.
Ein Beispiel:
Ein Klassiker im ersten Examen sind EBV-Fälle. Am Anfang verstehst vielleicht zum ersten Mal, wie Du EBV-Fälle überhaupt lösen kannst. Du kannst prüfen, ob eine Vindikationslage vorliegt. Du lernst die typischen Examensprobleme, wie die Umwandlung von Fremdbesitz in Eigenbesitz oder wann die §§ 987 ff. BGB entsprechend anzuwenden sind.
Doch wenn Du diese Dinge wirklich verstanden hast, bringt Dich eine vertiefte Auseinandersetzung nur noch begrenzt weiter. Du willst nicht über das EBV promovieren, sondern ein gutes Examen schreiben.
Was für das EBV gilt, lässt sich auch auf die gesamte Vorbereitung übertragen. Es gibt so unglaublich viel zu lernen. Du könntest jeden Tag komplizierte Fallkonstellationen durchgehen oder neue Probleme lernen und hättest immer noch Lücken.
Das Prüfungsamt prüft aber nicht, wer am wenigsten Lücken hat. Es will sehen, ob Du unter enormem Zeitdruck zu einem juristisch vertretbaren und gut argumentierten Ergebnis gelangst.
Aus diesem Grund kann sich die richtige mentale Vorbereitung für Dich viel mehr auszahlen als ein paar mehr Stunden Jura lernen.
In dem Sinne freuen wir uns mit Dir auf die nächsten Blogposts. Dort zeigen wir Dir, was psychologische Examensvorbereitung ist und wie sie funktioniert.
Bis dahin,
Sven-Alexander und Lucas
Sven-Alexander und Lucas sind die Köpfe hinter Examensritter (*) – ein Onlinekurs, der Dich psychologisch auf den Druck und den Stress des Examens vorbereitet.
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